Islamismus, Salafismus
Islamismus – eine politische Bewegung
Der Islamismus ist eine politische Bewegung, welche die Errichtung einer Staats- und Gesellschaftsordnung nach den Vorschriften des Islams anstrebt. Während viele Musliminnen und Muslime ihr Leben aus eigener Überzeugung nach den Idealen des Islams ausrichten, soll es nach den Vorstellungen des Islamismus überhaupt keine Trennung zwischen Religion und Staat geben, sondern der Islam institutionell verankert werden. Die Grundprinzipien einer Demokratie, wie zum Beispiel Menschenrechte, Individualität und Volkssouveränität, lehnt das islamistische System grundsätzlich ab.1
Salafismus - Orientierung an den Gesellschafts- und Religionsvorstellungen der Frühgeschichte des Islams
Der Salafismus ist eine Teilströmung des Islamismus und kann selbst mehrere Erscheinungsformen annehmen. Salafistinnen und Salafisten orientieren sich an den Gesellschafts- und Religionsvorstellungen der Frühgeschichte des Islams, konkret an den ersten drei muslimischen Generationen nach dem Propheten Mohammed. Die heiligen Schriften des Korans und der Sunna werden nicht neu interpretiert oder modernisiert, sondern wortwörtlich übernommen. Der Salafismus ist von einem dualistischen Weltbild geprägt, das die Gesellschaft in Gläubige und Ungläubige unterteilt und mit demokratischen Strukturen unvereinbar ist.2
Strömungen des Salafismus
Der puristische Salafismus basiert auf der „Reinheit" der Lehre und schließt alle nicht-islamischen Einflüsse und Vorstellungen aus dem eigenen Lebensverständnis aus. Der wesentliche Unterschied zu anderen Ausprägungen des Salafismus besteht darin, dass die Anhängerinnen und Anhänger in der Regel nicht öffentlich auftreten und politisch nicht aktiv werden. Gewalt steht bei der Umsetzung ihrer Ziele nicht im Vordergrund.3 Die Verfechterinnen und Verfechter des politischen Salafismus hingegen verteidigen aktiv und offensiv ihre Deutung des Islams und fordern die übrige Gesellschaft mittels Propaganda und öffentlichen Predigten dazu auf, ihre Wert- und Lebensvorstellungen zu übernehmen. Gewalt wird zwar akzeptiert, zur Umsetzung der eigenen Ziele muss sie jedoch nicht angewendet werden.4
Der terroristische Salafismus, auch dschihadistischer Salafismus genannt, ist die radikalste Strömung. Gewalt ist ein legitimes Mittel, um die eigenen politischen und religiösen Interessen durchzusetzen. Andere Strömungen des Islams, die diese Interessen nicht teilen, und der Westen sind die primären Feindbilder, gegen die sich die Angriffe und Anschläge richten. Natürlich kann nicht jede salafistische Gruppierung der Theorie entsprechend einer bestimmten Strömung zugeordnet werden, dennoch ist es sinnvoll, eine Unterscheidung zu treffen, um die potenziellen Gefahren einschätzen zu können.5
1 Armin Pfahl-Traughber, Islamismus - was ist das überhaupt? (09.09.2011) 1f (Online: http://www.bpb.de/politik/extremismus/islamismus/36339/islamismus-was-ist-das-ueberhaupt, abgerufen im September 2018).
2 Ufuq.de, Protest, Provokation oder Propaganda? Handreichung zur Prävention salafistischer Ideologisierung in Schule und Jugendarbeit (2015) 20f (Online: www.ufuq.de/pdf/Handreichung%20Protest-Provokation-Propaganda-online.pdf, abgerufen im September 2018).
3 Armin Pfahl-Traughber, Salafismus - was ist das überhaupt? (09.09.2015) 2; (http://www.bpb.de/politik/extremismus/radikalisierungspraevention/211830/salafismus-was-ist-das-ueberhaupt, abgerufen im September 2018).
4 Armin Pfahl-Traughber, Salafismus - was ist das überhaupt? 3.
5 Armin Pfahl-Traughber, Salafismus - was ist das überhaupt? 3.